Szenarien
Digitalisierung 2035
Vier Szenarien beschreiben unterschiedliche mögliche Zukünfte für die Digitalisierung der Arbeitswelt. Sie bieten einen Orientierungsrahmen, um aktuelle Entwicklungen sowie bestehende Handlungsstrategien zu bewerten und neue Gestaltungsspielräume für eine wirksame Mitbestimmung zu erschließen.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist in vollem Gange. Doch sie ist keine Naturgewalt. Wie sich die Arbeitsbeziehungen und -abläufe im Zuge dieses Prozesses verändern werden, hängt maßgeblich davon ab, wie und mit welchen Zielsetzungen digitale Technologien genutzt werden, in welchem gesellschaftlichen Kontext sie sich entfalten und wie die Interessen der Beschäftigten dabei einbezogen werden. Wie können die Möglichkeiten des zeit- und ortsflexiblen Arbeitens auch für die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen echten Mehrwert bringen? Welche Daten werden erhoben und wie werden sie verwendet? Welche Anforderungen ergeben sich für die Aus- und Weiterbildung? Wie können wir sicherstellen, dass Algorithmen und Plattformökonomie nicht zu einer Enthumanisierung der Arbeit und einer Zunahme von prekären Beschäftigungsverhältnissen beitragen? Wie kann der Strukturwandel – insbesondere da, wo Arbeitsplätze im Zuge von Digitalisierung und Automatisierung verschwinden – sozial gestaltet werden? Dies sind nur einige der Schauplätze, wo unterschiedliche Interessen austariert und faire Spielregeln ausgehandelt werden müssen. Und sicher werden sich auch die Strukturen und Instrumente der Mitbestimmung selbst durch die Digitalisierung verändern.
Ged DavisSzenarien sind Geschichten über die Zukunft, aber ihr Zweck liegt darin, bessere Entscheidungen in der Gegenwart zu treffen.
Die in diesem Bericht vorgestellten Fokusszenarien sind Teil des Projekts „Mitbestimmung 2035 – Vier Szenarien“, das die Hans-Böckler-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für prospektive Analysen initiiert hat. Sie illustrieren mögliche Veränderungen und künftige Rahmenbedingungen für das Handlungsfeld ‚Digitalisierung’. Die Szenarien zeigen unterschiedliche Chancen und Herausforderungen auf, die in der Zukunft für Akteure der Mitbestimmung eine mehr oder weniger große Rolle spielen könnten. Sie bieten einen Orientierungsrahmen, um aktuelle Entwicklungen sowie bestehende Handlungsstrategien zu bewerten und neue Gestaltungsspielräume für eine wirksame Mitbestimmung zu erschließen.
Szenarien können die Zukunft nicht voraussagen. Sie können uns aber helfen, besser mit den Unsicherheiten einer offenen Zukunft umzugehen. Wir werden sicherer in der Einschätzung, wie sich unsere Entscheidungen von heute auf Arbeit und Leben von morgen auswirken. In diesem Sinne begreifen wir die Fokusszenarien als Dialogangebot für die Frage, wie wir der Digitalisierung eine (gute) Richtung geben können
Mitbestimmung 2035 - Vier Szenarien: Fokus Digitalisierung
Szenarien-Trailer anhören:
Szenario I: #Peak Performance
Die Digitalisierung wird vorangetrieben, um Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Leistungsdruck und die permanente Optimierung der eigenen Performance prägen den Arbeitsalltag. Chancen und Risiken liegen oft dicht beieinander, die persönliche Verhandlungsmacht orientiert sich am Marktwert und die Polarisierung der Beschäftigungsverhältnisse nimmt weiter zu. In immer mehr Bereichen kommt es zum Wettbewerb von Mensch und Maschine.
Szenario II: #Persönliche Entfaltung
Die Digitalisierung trägt zu mehr individuellen Gestaltungsspielräumen, Flexibilität und Vielfalt in der Arbeitswelt bei. Staatliche Standards sichern die Teilhabe, eine ausgewogene Verteilung der Früchte der Digitalisierung und verhindern Machtmissbrauch. Die Arbeitgeber-Reputation ist angesichts des begrenzten Arbeitskräfteangebots ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen.
Szenario III: #Zusammenhalt
Die Digitalisierung vollzieht sich eingebettet in kollektiven Aushandlungsprozessen und demokratischen Unternehmensstrukturen. Vereinbarungen zwischen den Sozialpartnern tragen so maßgeblich dazu bei, dass der technologische Wandel und effiziente Produktionsweisen mit Beschäftigungssicherheit, guten Arbeitsbedingungen und individuellen Präferenzen Hand in Hand gehen.
Szenario IV: #RESET
Digitalisierung und Automatisierung führen nicht nur zu einem drastischen Verlust an Arbeitsplätzen, sondern auch zur Ausbreitung prekärer, inhumaner Arbeitsbedingungen. Das erzeugt massiven Widerstand und Konflikte, aus denen schließlich neue Ansätze von kollektivem Handeln und Solidarität sowie alternative Wirtschaftskonzepte hervorgehen.
MITBESTIMMUNG 2035 – VIER SZENARIEN
Fokus: Digitalisierung
Hans-Böckler-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für prospektive Analysen (Hrsg.)