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Projektstart

Homeoffice nach Ausbruch der Pandemie

Erste Ergebnisse aus Fallbetrieben in Frankreich liefern bereits Denkanstöße für die Gestaltung einer orts- und zeitflexiblen Arbeitswelt. Habt Ihr eine Vereinbarung zum Thema abgeschlossen? Dann schickt sie uns zu!

Ziel des Projektes „Homeoffice nach Ausbruch der Pandemie“ ist es zum einen, die unterschiedlichen Auswirkungen des Homeoffice auf die Beschäftigten aufzuzeigen, und zum anderen, Möglichkeiten zur Verbesserung im sozialen Dialog zu beschreiben. Unterstützt wird dieses Projekt von Gewerkschaftern, Wissenschaftlern sowie Betriebs- und Personalräten.

Das Projekt untersucht anhand von sechs Fallstudien den aktuellen Stand, wie Homeoffice umgesetzt und weiterentwickelt wird. Anhand einer anschließenden quantitativen Auswertung von Betriebs- und Dienstvereinbarungen aus Frankreich und Deutschland sollen dann die Themen der aktuellen Regelungspraxis und ihre Veränderungen aufgezeigt werden.

Betriebsvereinbarungen

Schickt uns Eure Vereinbarung!

Zur Realisierung dieses Vorhabens, suchen wir derzeit nach aktuellen Betriebs- und Dienstvereinbarungen, in denen der Charakter des orts- und zeitflexiblen Arbeitens geregelt wird. Dies betrifft Regelungen zu folgenden Begriffen: Homeoffice, (alternierende) Telearbeit, mobile Arbeit, flexible Arbeitszeit, mobile Work, Flexiwork etc. Kennzeichnend ist die Verlagerung von Tätigkeiten an einen anderen Ort mit der Möglichkeit, Arbeitszeit flexibler auszugestalten.

Gerne könnt Ihr uns Eure Vereinbarungen unter betriebsvereinbarung@boeckler.de zukommen lassen. Zu unserem vertraulichen Umgang mit den Vereinbarungen sind hier Informationen abzurufen.

Erste Ergebnisse zum Homeoffice nach Ausbruch der Pandemie in Frankreich

In Frankreich war die Pandemie zumindest am Anfang durch strikte Regeln, Verbote und Einschränkungen gekennzeichnet. Das Homeoffice veränderte den Alltag der Beschäftigten: Im März 2020 waren 50 % der „aktiven“ Arbeitnehmer im Homeoffice. Durch diese neue Erfahrung wurde Homeoffice an zwei bis drei Tagen pro Woche als wirklicher Fortschritt betrachtet.

Neben vielen weiteren Themen sind die folgenden drei kennzeichnend für die neue Diskussion rund um das Homeoffice:

  1. Das Arbeitskollektiv: Das Homeoffice wird manchmal als Verschärfung eines Individualisierungsprozesses gesehen, der den kollektiven Ausdruck, die Kreativität, die Geselligkeit und den Informations- und Wissenstransfer einschränkt. Die allgemeine Frage, die sich daraus ergibt, bezieht sich auf die Möglichkeit, Kollektive am Arbeitsplatz zu stärken.
  2. Die Führungskräfte: Führungskräfte mit Vorgesetztenfunktion scheinen das schwächste Glied in der Kette des Homeoffice zu sein. Überlastet mit der Kontrolle und der sozialen Betreuung von Beschäftigten im Homeoffice, ist das mittlere Management eine Gruppe, die unter Spannung steht. Die Verwaltung des Hybriden (Präsenz- und Fernarbeit) ist besonders anspruchsvoll und erfordert oft zusätzliche Kompetenzen.
  3. Vereinbarkeit der sozialen Zeiten: Während das Homeoffice eine andere Art der Kombination von Haushalts-, Freizeit- und Arbeitsaktivitäten ermöglicht, entziehen sich die persönlichen Bedingungen (Familie, Wohnung, Schule usw.) dem Verhandlungsgegenstand. Unsere Interviews zeigen jedoch eine große Zustimmung zum Homeoffice für etwa 50 % der Arbeitszeit. Hohe Zeitgewinne in Verbindung mit Homeoffice verstärken das Gefühl, die Kontrolle über die Zeitplanung zu haben. Aus diesem Grund befinden sich Unternehmen, die derzeit bei Homeoffice einen Rückzieher machen, in der Kritik der Arbeitnehmer.

Diese neuen Bedürfnisse dürfen die Schattenseiten nicht vergessen lassen: Ungleichheiten im sozialen Bereich, bei der Wohnsituation sowie der Ausstattung etc. Die Regeln für die Verteilung von Zeit und Raum müssen überdacht werden. Darüber hinaus hat das Homeoffice zu Einsamkeit und sozialer Isolation beigetragen. Die Rolle der Tarifverhandlungen in den kommenden Jahren besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Rechte auf Fern- und Präsenzarbeit miteinander vereinbar sind, um möglichst vielen Menschen den Zugang zu einer besseren Arbeit zu gewährleisten.

Anregungen aus Praxis und Wissenschaft

Homeoffice als Arbeitsform hat für die gesamte Organisation von Arbeit Konsequenzen. Neuartige Kommunikationswege müssen entwickelt und auf die Anforderungen der Tätigkeitsfelder abgestimmt werden. Wie kann produktives und kreatives Arbeiten im Homeoffice stattfinden? In Verbindung mit dem isolierten Arbeiten in einzelnen Tätigkeitsfeldern wurde die mögliche Abkapselung vom Unternehmen und damit eine schwindende Identifikation mit dem Unternehmen diskutiert. Aber nicht nur die Beschäftigten verlieren möglicherweise den Blick in die Organisation, sondern auch umgekehrt verliert die Organisation den Blick auf die Beschäftigten. Wie werden entsprechende Weiterbildungsangebote umgesetzt und Wissen vermittelt?

Ein weiterer wesentlicher Punkt in der Diskussion ist die Frage nach dem Umgang mit Arbeit selbst: Hat sich durch Videokonferenzen und fehlende Pendelzeit Arbeit tatsächlich verdichtet oder verteilt sich diese über den gesamten Tag, sodass Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen? Des Weiteren gibt es aber auch Beschäftigte, die an die betriebliche Arbeitsstätte gebunden sind. Wie kann mit dem möglichen Konflikt zur Spaltung der Belegschaft umgegangen werden?

Das Projekt untersucht diese und viele weitere Fragen, z. B. zur Umgestaltung der Büroräume und erarbeitet Lösungswege dazu. Den optimalen Weg wird es jedoch nicht geben. Durch die unterschiedlichen Situationen in den Fallbetrieben können aber verschiedene Wege und Problematiken aufgedeckt werden.