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Essity Operations Deutschland

Nachhaltigkeit: fest in der DNA verankert

Essity ist für sein Engagement in puncto ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit bekannt. Die neue Strohfabrik, für die sich der Betriebsrat engagiert hat, setzt neue Maßstäbe – ergänzt durch eine beteiligungsorientierte Präventions- und Unternehmenskultur.

Portrait Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit ist Teil der DNA des Hygiene- und Gesundheitsunternehmens Essity Deutschland GmbH, einer Tochter des Essity Aktiebolag (AB), der seinen Hauptsitz in Stockholm hat. Vor 2017 war Essity ein Teil der Svenska Cellulosa Aktiengesellschaft (SCA), einem schwedischen Holzkonzern und gleichzeitig größtem privaten Waldbesitzer in Europa.

In Deutschland ist Essity für Marken wie Zewa, Tempo, Tork, Tena und andere bekannt und gehört mit seinen Produkten zu den Weltmarktführern. Das Werk in Mannheim hat das Unternehmen 1995 von den Papierwerken Waldhof-Aschaffenburg übernommen. Hier werden Zellstoff und Hygienepapiere produziert.

Ausgangslage

Das Werk in Mannheim wurde bereits 1884 gegründet und zählte Anfang der 1980er-Jahre zu den ersten Unternehmen, die bei der Papierherstellung von der Chlorbleiche auf die umweltfreundlichere Sauerstoffbleiche umstellten. An diese Innovationstradition will Essity mit kürzeren Transportwegen, verringertem Ressourcenverbrauch, insbesondere bei Wasser und Energie, mit alternativen und schnell nachwachsenden Rohstoffen und effizienter Kreislaufwirtschaft anknüpfen. Vor allem durch hohe Quoten beim Recycling im gesamten Konzern und eine ressourcenschonende Zellstoffproduktion in Mannheim will es den ökologischen Fußabdruck in der Wertschöpfungskette, und damit insbesondere den CO2-Ausstoß, erheblich verringern.

Die deutsche Papierindustrie ist seit jeher eine energieintensive Industrie, für die es wichtig ist, ökologische Trends zu beobachten und umzusetzen, um den 45.000 Beschäftigten der Branche eine gute Zukunft zu sichern.

Frank Gottselig, Betriebsratsvorsitzender

Mannheim ist der einzige Essity-Standort, der gleichzeitig Zellstoffe produziert und daraus Fertigprodukte herstellt: Taschen-, Küchen- und Handtücher, Toilettenpapiere, Falthandtücher. Das hat den ökologischen Vorteil, dass der produzierte Zellstoff in noch flüssiger Form – und ohne energieaufwendige Zwischentrocknung und anschließenden Aufweichprozess – direkt zur Papiermaschine gelangt.

Aber vor allem ökologisch zukunftsweisend ist die neue Strohfabrik am Standort Mannheim. Seit 2019 investierte das Unternehmen rund 40 Millionen Euro in das dort angewendete weltweit einzigartige Verfahren zur Herstellung von Zellstoff aus Stroh für Hygienepapierprodukte als Alternative zu Frischholzfasern.

Die neue Anlage wurde am 30. September 2021 in Betrieb genommen und soll jährlich 35.000 Tonnen Zellstoff zu den rund 220.000 Tonnen Zellstoff aus zertifizierten Hölzern aus Frischholzfasern produzieren (diese werden zum größten Teil aus Sägewerksresten gewonnen, der übrige Teil stammt aus sogenannten Durchforstungshölzern). Das Stroh – genauso wie das Holz – wird von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben aus dem Umkreis beziehungsweise der Region bezogen und soll die Ökobilanz der Produkte weiter verbessern helfen.

Das Ziel von Essity ist eine integrierte Produktion, in der die Rohstoffe in verschiedenen Kreisläufen mehrfach verwertet werden, um Abfall einzusparen und den CO2-Ausstoß zu mindern. Zirkuläre Wirtschaft und insbesondere das Recycling von Produkten entlang ihres gesamten Lebenszyklus haben deshalb in der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens einen zentralen Stellenwert.

2021 vereinbarte Essity mit McDonald’s Deutschland, Papierbecher zu schreddern, dem Produktionskreislauf wieder zuzuführen und daraus Tork-Toilettenpapier zu produzieren. Mit Bundesliga-Fußballclubs und vielen anderen Firmen gibt es Verträge über den sogenannten Tork-PaperCircle – den weltweit ersten Recyclingservice für gebrauchte Papierhandtücher. Dabei werden die von Essity gelieferten Papierhandtücher der Marke Tork nach Gebrauch zurückgeholt. Anschließend werden die darin enthaltenen Papierfasern wieder aufbereitet.

Für diesen Recycling-Service wurde das Unternehmen 2021 vom Europäischen Parlament ausgezeichnet. Da die ebenfalls von Essity (Tork) ausgegebenen Papierspender teilweise mit Sensoren ausgestattet sind, kann der Kunde sehen, wie viele Papiere in welchem Zeitraum verbraucht wurden und so seine Reinigungszyklen beziehungsweise die Personalplanung anpassen – dank fortschreitender Digitalisierung eine Win-win-Situation.

Zellstofffasern beispielsweise können bis zu sieben Mal wiederverwendet werden. Fasern aus Holz und Stroh lassen sich zu rund 50 Prozent in Zellstoff umwandeln. Mit den Resten betreibt das Essity-Werk Mannheim einen Biokessel, um grüne Energie ohne fossile CO2-Emissionen zu gewinnen und diese auf dem Werksgelände zu nutzen.

Zudem ist Essity dabei, den industriellen Einsatz von Zukunftsenergien wie etwa grünen Wasserstoff zu prüfen. Am Standort Mainz-Kostheim startete das Unternehmen im Oktober 2021 bereits eine Projektanlage, um eine Papiermaschine mit grünem Wasserstoff CO2-frei zu betreiben. Bis Herbst 2022 wird die Papiermaschine dort so umgerüstet, dass die Brenner der Trocknungseinheit bis zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können. Die Mainzer Stadtwerke stellen für die Pilotphase in Trailern den Wasserstoff zur Verfügung. Es gibt derzeit noch kein Wasserstoffnetz.

Gute Arbeit und Empowerment

Für den Betriebsratsvorsitzenden Frank Gottselig ist die neue Anlage zur Herstellung von Strohzellstoff zuallererst eine Investition in die Zukunft des Standorts und damit in den Erhalt der rund 2.000 Arbeitsplätze. Ihm ist wichtig, dass die Beschäftigten bei Innovationen und umfangreichen Veränderungsprozessen mitgenommen werden und sichere Perspektiven für sich entwickeln können.

Beim Aufbau der neuen Strohfabrik hat der Betriebsrat deshalb stark darauf geachtet, dass Beschäftigte aus den drei Produktionsbereichen am Mannheimer Standort – aus der Zellstoff-, der Papiererzeugung sowie der Verarbeitung – übernommen und entsprechend qualifiziert wurden. Auch zwischen den internen Beschäftigten und neu Eingestellten sowie zwischen Jung und Alt zu vermitteln, ist ihm ein wichtiges Anliegen.

Bei Essity gibt es nicht nur eine lange und lebendige Mitbestimmungstradition, sondern auch eine auf Kommunikation und Beteiligung der Beschäftigten basierende Präventionskultur, die der Betriebsrat vehement unterstützt. Auch diese ist ein Feld, auf dem das Unternehmen bereits viele Auszeichnungen erhalten hat.
Unfälle verhindern, bevor sie entstehen können, ist ein zentrales Unternehmensziel – sowohl aus Gründen des Gesundheitsschutzes als auch als Voraussetzung für sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Wirtschaften. Ein entsprechendes Schulungsprogramm haben bislang fast alle Mitarbeiter*innen durchlaufen.

Seit 2003 sind alle Essity-Beschäftigten zusätzlich aufgefordert, an den Programmen „Msave“ und „Esave“ des Unternehmens teilzunehmen. Bei Msave geht es darum, sparsam mit Material und Rohstoffen umzugehen, bei Esave dreht sich alles um das Energiesparen. Themen sind zum Beispiel Druckluft, um insbesondere Leckagen zu vermeiden, und Abfallvermeidung beziehungsweise Ausschussminderung.

Mithilfe dieser Programme sind schon viele kleinere Verbesserungsprojekte im Unternehmen auf den Weg gebracht worden. Sie dienen aber vor allem dazu, die Beschäftigten zu sensibilisieren, um ökologische Verschwendung einzudämmen.

Auch in der Ausbildung sind die Themen Gesundheits-, Klima- und Umweltschutz tief verankert. Am Standort Neuss wurden bereits Auszubildende in einem Pilotprojekt zusammen mit der zuständigen IHK zu Energie-Scouts weitergebildet. Diese haben die Aufgabe, systematisch im Unternehmen nach Möglichkeiten zu suchen, um Energie einzusparen und die Beschäftigten über entsprechend notwendige neue Praktiken aufzuklären.

Zur Präventionskultur von Essity auf Basis einer starken Motivierung und Beteiligung der Beschäftigten gehören ferner regelmäßige Teamsitzungen in allen Bereichen des Unternehmens sowie Kommunikationsformate zur Selbstermächtigung, in die sich Beschäftigte mit Ideen oder Anregungen einbringen können.

„Speak-up!“ ist bei Essity ein wichtiges Element der Unternehmenskultur. Mitarbeiter*innen, die der Ansicht sind, dass ein Mitglied der Belegschaft oder ein Sachproblem andere Beschäftigte oder die Firma gefährdet, sind aufgefordert, dies ihrem Vorgesetzen, dem Betriebsrat, der Rechts- oder Personalabteilung mitzuteilen – gegebenenfalls auch anonym mithilfe der vom Unternehmen entwickelten „Speak-up“-Hotline.

Auch in der jährlich vom Unternehmen durchgeführten Fragebogenaktion („My Voice“) können sich Beschäftigte dazu äußern, wie sie ihre Möglichkeiten im Unternehmen wahrnehmen, sie sich behandelt fühlen und was sie sich vom Unternehmen wünschen.

Außerdem gibt es bei Essity das Code-of-Conduct-Verfahren. Es bestärkt Beschäftigte darin, Missstände im Unternehmen anzuzeigen. Bei einer eingegangenen Beschwerde entscheiden dann das Team Internal Audit und die Personalabteilung zusammen mit dem Betriebsrat, wie damit umgegangen wird. Das Verfahren, das mit einem Verweis, einer Verwarnung, einer Abmahnung oder Kündigung verbunden sein kann, wurde aber bisher bei Nachhaltigkeitsverstößen nicht angewandt, wohl aber in Fällen von finanzieller Vorteilnahme oder unterlassener Gleichbehandlung.

Ergänzend dazu nutzt der Betriebsrat seine eigenen Kommunikationskanäle intensiv für den Dialog mit den Beschäftigten. Dazu zählen nicht nur regelmäßige Newsletter und E-Mail-Kommunikation, sondern vor allem lebendige Formen des Austausches. Abteilungsrundgänge des Betriebsrates, die sogenannte Talk Time, oder auch digitale Meetings sind wichtig, um über Aktuelles zu berichten und sich die Sorgen und Nöte anzuhören. Geplant sind Informationstage und das Aufstellen eines „Nachhaltigkeitszelts“ auf dem Werksgelände, um verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte des Unternehmens vorzustellen. Auch am „Urban Thinker Campus – The city we need“, einer Nachhaltigkeitsoffensive der Stadt Mannheim, beteiligt sich der Betriebsrat, um Menschen, Umwelt und Wirtschaft zusammenzubringen.

Sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Wirtschaften ist für den Betriebsratsvorsitzenden ein komplexes und nicht gerade konfliktfreies Thema. Er betrachtet es aber als essenziell für den Erhalt der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und der Beschäftigung.

Wir müssen uns nur einmal umsehen, was sich um uns herum tut. Da sterben Branchen – von den Zulieferbetrieben ganz zu schweigen –, weil sie ökologische Trends wie den Umstieg auf Erneuerbare Energien und klimafreundliche Ressourcen allzu lange ignoriert haben. Dafür trägt nicht nur der Arbeitgeber Verantwortung, sondern hier und da sind es auch Betriebsräte.

Frank Gottselig, Betriebsratsvorsitzender

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Frank Gottselig, Betriebsratsvorsitzender