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Produziert Arbeit 4.0 den gläsernen Menschen?

Das Sammeln von großen auch personenbezogenen Datenmengen ist aufgrund der Speichermöglichkeiten heutzutage leicht. Aber wer entscheidet über deren Nutzung? Wie wir die Arbeit verbessern und Datenmissbrauch verhindern, diskutieren Andrea Kocsis von ver.di und Wolfgang Gründinger vom Bundesverband der Digitalen Wirtschaft.

Frage 22

 

 

Andrea Kocsis
© Kay Herschelmann

Mitbestimmung schafft Transparenz statt den gläsernen Menschen

Andrea Kocsis, stellv. Bundesvorsitzende ver.di

"Durch die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und die Vernetzung von IT- und Produktionstechnologien werden enorme personenbezogene Datenmengen erfasst. Wer nutzt diese Daten und wie? Big Data und der Beschäftigtendatenschutz werden zentrale Themen der Digitalisierung sein – und sind es schon längst heute. Wie können wir einerseits diese Daten nutzen, um Arbeitsbedingungen zu verbessern und Gute Arbeit zu schaffen? Andererseits: Wie verhindern wir, dass diese Daten zur Leistungskontrolle und für mehr Leistungsdruck eingesetzt werden?

Praktische Beispiele etwa aus dem Logistiksektor zeigen schon, dass in stark mitbestimmten Unternehmen mit starken Gewerkschaften konstruktive Regelungen dem Missbrauch von Daten vorbeugen und die Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten schützen, ohne dabei die wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen zu verletzen."

 

 

Wolfgang Gründinger
© David Ausserhofer

Ein moderner Datenschutz muss Innovationen erlauben und Privatsphäre bewahren

Wolfgang Gründinger, Referent Digitale Transformation beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW e. V.)

"Sie fahren Aufzug, statt Treppen zu laufen? Dann gehören auch Sie schon zu Arbeit 4.0 und produzieren geradewegs den gläsernen Arbeitnehmer. Wie das? Vernetzte Aufzüge teilen Hersteller und Handwerkern automatisch mit, wenn sie defekt sind oder eine Wartung ansteht. Aus den Daten kann man dann ablesen, wann der Handwerker kommt, wie lange er braucht usw. – und schon ist man in der Grauzone des Arbeitnehmerdatenschutzgesetzes.

Das kann nicht Sinn der Sache sein. Unsere Datenschutzregeln sind noch gemacht für ein anderes Jahrhundert. Wir brauchen klare, nachvollziehbare und vor allem sinnvolle und zeitgemäße Datenschutzregeln, die technologische Innovationen nicht behindern. Der Balanceakt ist schwierig und muss immer wieder aufs Neue ausgehandelt werden, aber ich bin überzeugt: Die Privatsphäre der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer braucht unter einem innovationsoffenem Datenschutz nicht zu leiden – wenn er denn richtig gemacht wird."

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