Mitbestimmungsreport 74 (mit Video)
Unternehmenskäufe und -übernahmen in Deutschland
Eine neue Studie untersucht Unternehmensaufkäufe und -beteiligungen anhand ausgewählter börsennotierter Unternehmen aus dem MB-ix-Datensatz. Dabei werden besonders strategische Motive und mögliche bilanzielle Risiken durch die Akquisitionen betrachtet.
Auf einen Blick
- Zwischen 2006 und 2019 haben die ausgewählten börsennotierten Unternehmen aus dem Mitbestimmungsindex-Datensatz (MB-ix-Datensatz) mehr als 400 Milliarden Euro für Unternehmensaufkäufe ausgegeben und damit fast ein Viertel ihrer erwirtschafteten finanziellen Mittel (Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit).
- Unternehmensaufkäufe und -übernahmen können eine positive Rolle in der Wachstumsstrategie eines Unternehmens spielen, zugleich besteht aber die Gefahr, dass das Zielunternehmen „zu teuer“ übernommen wird. Wenn ein Unternehmen mehr kostet als dessen Buchwert, taucht diese Differenz als „Goodwill“ in der Bilanz des akquirierenden Unternehmens auf. Zwischen 2006 und 2019 ist der Anteil des Goodwills am Eigenkapital von durchschnittlich 34 % auf 38 % gestiegen. Sollte die Situation entstehen, dass Goodwill abgeschrieben werden muss, wird das Eigenkapital (und damit der finanzielle Puffer des Unternehmens) reduziert.
- Die quantitative Analyse zeigt, dass diese Gefahr in stark mitbestimmten Unternehmen geringer ist als in Unternehmen mit schwacher oder keiner Mitbestimmung. Das Goodwill-zu-Eigenkapital-Verhältnis ist ca. 20 Prozentpunkte niedriger in Unternehmen mit einem maximalen Wert des Mitbestimmungsindex (MB-ix = 100) gegenüber Unternehmen, die nicht mitbestimmt sind (MB-ix = 0).
Unternehmenskäufe und -übernahmen in Deutschland
Entwicklung, Goodwill und Mitbestimmung
von Marc Eulerich, Benjamin Fligge, Robert Scholz, Sigurt Vitols und Sebastian Campagna
Mitbestimmungsreport Nr. 74
2022, ISSN: 2364-0413. 14 Seiten