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Gibt es morgen noch einen Betrieb, für den ich arbeite?

Durch die digitale Kommunikationstechnologie entstehen neue orts- und zeitunabhängige Arbeitsformen. Ob das eine große Chance ist oder nur der Entgrenzung von Arbeit die Tür öffnet, beantworten Prof. Dr. Anke Hassel vom WSI der Hans-Böckler-Stiftung und Dr. Ulrich Goldschmidt vom Verband Die Führungskräfte e. V.

Frage 15

 

 

Anke Hassel
© Hertie School of Governance

Mitbestimmung macht Betriebe und neue Arbeit zukunftsfähig

Prof. Dr. Anke Hassel, Direktorin des WSI der Hans-Böckler-Stiftung

"Durch die digitalen Kommunikations- und Informationstechnologien mobiler Geräte wie Smartphones und Tablets ist es möglich, von überall auf Informationen zuzugreifen und in komplexen Teams orts- und zeitunabhängig zu arbeiten. Das heißt, agiles Arbeiten in flexiblen Strukturen wie Innovation Labs, Design Thinking und Crowdworking wird immer selbstverständlicher – sowohl innerhalb als auch außerhalb der klassischen Betriebe und öffentlichen Verwaltungen.

Die dadurch entstehenden neuen Arbeitsformen bedeuten neue Chancen. Denn sie können die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Damit aus der neuen Flexibilität der Beschäftigten keine hemmungslose Entgrenzung von Privat- und Berufsleben wird, müssen diese Chancen über eine starke betriebliche Mitbestimmung und gesetzliche Rahmenregelungen gestaltet werden. Das Recht auf Nichterreichbarkeit für Angestellte ist genauso nötig wie soziale Standards für Soloselbständige – etwa ein Mindestlohn und soziale Absicherung gegen Krankheit und Altersarmut."

 

 

Ulrich Goldschmidt

Mitbestimmung muss individueller werden

Dr. Ulrich Goldschmidt, Vorstandsvorsitzender Verband Die Führungskräfte e. V.

"Digitalisierung, Matrix-Strukturen, Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsumfeld sind einige der Herausforderungen der Arbeitswelt der Zukunft, auf die die Unternehmen, die Mitarbeiter aber auch die Mitbestimmung Antworten finden müssen. Diese Entwicklungen werden zugleich zu einer Individualisierung der Arbeitswelt führen, vergleichbar der Tendenz der Individualisierung in der Gesellschaft.

In diesem Umfeld ist Partizipation im Sinne von Mitbestimmung und Mitgestaltung wichtiger denn je, um Akzeptanz für diese neue industrielle Revolution zu schaffen und Mitarbeiter vor Überforderung zu schützen. Wichtiger als ein herkömmlicher Betriebsbegriff ist es dabei, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und seine Partizipationsmöglichkeiten und die gemeinsame Interessenvertretung sicherzustellen. So wird Mitbestimmung auch künftig ein Standortvorteil bleiben."

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