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Mitbestimmungsreport 73

Volkswirtschaftliche Bedeutung des industriellen Sektors

Deutschland gilt als Industrieland mit einer hoch entwickelten Volkswirtschaft. Eine Studie analysiert die aktuelle Situation der Industrie anhand von volkswirtschaftlich relevanten Merkmalen.

Die deutsche Wirtschaft steht derzeit einer Vielzahl an Herausforderungen gegenüber. 

Coronafolgen sowie die Herausforderungen der Transformation hin zu einer sozial-ökologischen Wirtschaft stellen Unternehmen vor immense Herausforderungen. Im Zuge dessen stellt sich immer wieder die Frage, in welchem Verhältnis der Industrie- zum Dienstleistungssektor steht und ob es tatsächlich zu einem Abbau in der Industrie und einem Anwachsen im Dienstleistungssektor kommt. Welche Rolle nimmt der Industriesektor in Deutschland ein und wie lässt sich dort das eigene Unternehmen verorten? 

In vielen Ländern hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass der Industrieanteil geschrumpft ist. Beispielweise spielt dieser Sektor im Vereinigten Königreich mittlerweile eine vermeintlich geringere Rolle als dies vor dreißig Jahren der Fall war. Welchen Stellenwert hat heutzutage die Industrie vor allem in Deutschland? Dieser und weiteren Fragen widmet sich diese Studie, denn Deutschland gilt als Industrieland mit einer hoch entwickelten und stark vernetzten Volkswirtschaft. Deutschland ist weiterhin Exportnation. 

Noch immer: Prägende Rolle des Industriesektors für die deutsche Wirtschaft 

Das Ziel der vorliegenden Studie besteht deshalb darin, die wirtschaftliche Entwicklung der Industrie in den zurückliegenden 30 Jahren seit der deutschen Wiedervereinigung und die aktuelle Situation der Industrie für Deutschland anhand von volkswirtschaftlich relevanten Merkmalen zu analysieren. Festhalten lässt sich über alle Leitfragen der Studie hinweg, dass der Industriesektor wesentlich zur gesamtwirtschaftlichen Produktions- und Wertschöpfungsleistung Deutschlands beiträgt, sich aber derzeit in einer starken strukturellen Veränderung befindet. Bedeutet dies andererseits, dass wir uns in einem Übergangsstadium weg vom Industriesektor hin zu einer Wissensgesellschaft mit einem starken Dienstleistungssektor befinden? Die klare Antwort darauf lautet Nein. Die starken Vorleistungsverflechtungen als beziehender und liefernder Wirtschaftssektor zeigen, dass das Geflecht an Beziehungen zwischen den einzelnen Sektoren bei Entscheidungen mitbetrachtet werden muss, wenn über Verlagerungen bzw. die Aufgabe von Industriebereichen gesprochen wird. Wie in vielen anderen Ländern ist jedoch der Industriesektor nicht der beherrschende Sektor. Dennoch hat Deutschland im europäischen Vergleich nach wie vor einen starken Industrieanteil. Auch zeigen die vielfältigen Möglichkeiten von industrienahen Dienstleistungen sehr deutlich, dass eine Kombination beider Sektoren durchaus auch Wettbewerbsvorteile für Deutschland darstellen kann. Diese Chance gilt es zu ergreifen. 

Mitbestimmung als Stabilitätsfaktor 

Bei einer zunehmenden Koppelung von Industrie- und Dienstleistungssektor und der damit einhergehenden Transformation muss auch klar sein, dass dieser Umbau nur „mitbestimmt“ erfolgen kann. Studienergebnisse zeigen, dass die deutsche Mitbestimmung in Phasen der Krise und des Wandels als guter Wegbegleiter von Unternehmen Stabilität schafft. Diesen eindeutigen Wettbewerbsvorteil Deutschlands dürfen wir nicht außer Acht lassen, wenn wir über Transformation und die Rolle der deutschen Industrie sprechen. 

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Oliver Emons, Henrik Steinhaus, Stephan Kraft: Volkswirtschaftliche Bedeutung des industriellen Sektors in Deutschland

Eine vergleichende Analyse auf nationaler und internationaler Ebene

Mitbestimmungsreport 73
Düsseldorf: 2022, ISSN 2364-0413, 12 Seiten