Unternehmensmitbestimmung
10 Jahre Forschung mit dem Mitbestimmungsindex
Die Forschung zum MB-ix zeigt, dass Mitbestimmung im Aufsichtsrat Demokratie, wirtschaftlichen Erfolg und Nachhaltigkeit von Unternehmen fördert. Eine neue Broschüre fasst die Ergebnisse zusammen.
Was leistet die Unternehmensmitbestimmung? Das war eine zentrale Leitfrage eines im Jahr 2015 gestarteten Projekts am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung. Bis dato gab es zu der Frage zwar eine wissenschaftliche Debatte, die allerdings weniger umfänglich und aufschlussreich war als die zur betrieblichen Mitbestimmung. Die größte Herausforderung war die Mitbestimmung zu messen. Viele Studien haben die Mitbestimmung zwar mit einbezogen, dabei aber nur geprüft, ob es Arbeitnehmervertretungen im Aufsichtsrat gibt oder nicht. Aber das allein sagt zu wenig über die strukturelle Verankerung aus. Das können auch viele Expert*innen am I.M.U. bestätigen, die im Austausch mit den Arbeitnehmervertretungen in den Unternehmen sind oder diese beraten.
Zusammen mit Praktiker*innen und anderen Wissenschaftler*innen wurde daher ein Index entwickelt, mit dem anhand von sechs Komponenten und dahinter liegenden Variablen die strukturelle Verankerung der Mitbestimmung im Aufsichtsrat gemessen werden kann – der Mitbestimmungsindex (MB-ix). Dieses Instrument erwies sich methodisch und im Hinblick auf die Ergebnisse als wegweisend. Die Unternehmensdaten wurden für ausgewählte börsennotierte Unternehmen seit 2006 jährlich erfasst, so dass der Datensatz mittlerweile 38.000 analysierte Aufsichtsratsmandate enthält. Zu diesen Governance-Strukturen im engeren Sinne wurden zahlreiche weitere Variablen zur Charakterisierung, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Unternehmen ergänzt.
Der MB-ix wurde in thematischen Modulen mit unterschiedlichen Größen in Zusammenhang gebracht, unter anderem mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, der strategischen Ausrichtung, dem Investitionsverhalten, der beruflichen Ausbildung oder mit der Nachhaltigkeit der Unternehmen. Die Ergebnisse aus zehn Jahren Forschung wurden nun in einer Broschüre zusammengefasst. Sie zeigen eindeutig, dass die Mitbestimmung die Unternehmen demokratischer, wirtschaftlicher und nachhaltiger macht. Das sorgt nicht nur in der aktuellen politischen Großwetterlage für Stabilität und Erwartungssicherheit. Daher ist es verwunderlich, dass sich immer mehr Unternehmen dieser Stärke des deutschen Systems der industriellen Beziehungen entziehen.
Um die Arbeit an diesem einmaligen Datensatz fortzusetzen und weiteren Forschungsfragen nachzugehen, wird der MB-ix nun Teil des Referats „Research“ am I.M.U. unter der Leitung von Dr. Robert Scholz. Damit wird die Beratungsexpertise des I.M.U. methodisch und datentechnisch gestärkt und erweitert.

10 Jahre Forschung mit dem (MB-ix) Mitbestimmungsindex
Mitbestimmung macht Unternehmen demokratischer, wirtschaftlicher und nachhaltiger
Broschüre
2025, 13 Seiten
Das spezielle Design der Broschüre geht auf das Visual Society Programm zurück, einer Kooperation von Wissenschaftler*innen des WZB mit Studierenden an der Universität der Künste. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es wissenschaftliche Ergebnisse gestalterisch in möglichst einfacher Weise an ein breites Publikum zu vermitteln.