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Projekt zur sozial-ökologischen Transformation

Erfolgreich durch Mitgestaltung

Die aktive Einbindung der Beschäftigten in den Mobilitätsunternehmen hält viele Herausforderungen bereit. Nach über 100 Interviews stellen wir vier davon heraus und zeigen konkrete Schritte in den Projektbetrieben.

Icon Mobility Transformation

Der Prozess der sozial-ökologischen Transformation im Mobilitätsbereich ist in vollem Gange. Durch den Ukraine-Krieg wird noch deutlicher, wie wichtig es ist, möglichst schnell den Einsatz fossiler Energien zu reduzieren, um schneller klimaneutral zu werden, aus der Abhängigkeit russischer fossiler Energie herauszukommen und steigende Energiekosten aufzufangen. Unternehmen überlegen verstärkt, wie sie selbst Erneuerbare Energien produzieren können oder kaufen sich in Unternehmen für erneuerbare Energieerzeugung ein. Die Umsetzung der Elektromobilität nimmt zu und wirft gleichzeitig neue Anforderungen auf, wie z. B. ausreichende Ladeinfrastruktur und Energiesicherheit. Viele Arbeitsplätze fallen weg, wie z. B. in der Fertigung von Verbrennerkomponenten, neue Arbeitsplätze entstehen im IT-Bereich der Automobilindustrie oder im ÖPNV. Dies verunsichert viele Beschäftigte, führt aber gleichzeitig zu neuen Qualifizierungskonzepten, die Beschäftigten den Umstieg auf neue Tätigkeiten ermöglichen. Hier braucht es noch mehr Mitgestaltung der Interessenvertreter*innen. Der Betriebsrat von VW in Zwickau hat sehr aktiv Konzepte zur Einbeziehung der Beschäftigten beim Umstieg auf die Produktion von Elektrofahrzeugen mitentwickelt, z. B. kreative Formate wie Escape-Rooms, die die Beschäftigten in der Transformation erfolgreich mitgenommen haben. 

Im Rahmen des Projekts „Die Rolle der betrieblichen Mitbestimmungsakteure in der sozial-ökologischen Transformation von Mobilitätsunternehmen“ der Hans-Böckler-Stiftung, durchgeführt von der EVOCO GmbH, untersuchen wir daher Einflussmöglichkeiten von Betriebs- und Personalräten und anderen Vertreter*innen der Beschäftigten auf den Transformationsprozess.
Nach über 100 Interviews mit Beschäftigten, Betriebs- und Personalräten sowie weiteren Expert*innen folgten die Start-Workshops in den Projektbetrieben, in denen konkrete nächste Schritte der einzelnen Betriebe erarbeitet und einige auch schon umgesetzt wurden. 

Dabei wurden vier Herausforderungen besonders deutlich:

  • Die Mitbestimmungsakteure brauchen eine eigene langfristige Nachhaltigkeits-Strategie für ihre Arbeit, in der die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden. Es braucht ein neues Selbstbewusstsein und Kompetenzen der Mitbestimmungsakteure, um die Transformation im Sinne der Beschäftigten und des Ökosystems Erde voranzubringen. Der Betriebsrat von VW in Salzgitter hatte schon vor zwölf Jahren gefordert, im Werk eine Batterieproduktion aufzubauen, um die Abhängigkeit der Beschäftigung von Verbrennermotoren zu reduzieren. Jetzt sind die Bagger für die 1. Batteriefabrik von Volkswagen dort gestartet.
  • Die gesellschaftliche Herausforderung ist, dass die vielen kleinen und großen Schritte auf dem Weg der Transformation mehr Tempo brauchen. Inzwischen sind viele Mitbestimmungsakteure von der Richtigkeit und Wichtigkeit der Transformation überzeugt. Gemeinsam mit den betreuten Betrieben entwickeln wir hier Tools, um den Prozess zu intensivieren und die Beschäftigten einzubeziehen.
  • Während viele Mitbestimmungsakteure in ihrem privaten Leben ihre Verantwortung gegenüber dem Ökosystem ernst nehmen und ihr eigenes Verhalten im Alltag oft auch kritisch überdenken und verändern (z. B. Umgang mit Verkehrsmitteln, Haussanierung, Ernährung, Pflege der Natur), verstehen sie diese Verantwortung nur bedingt als wichtigen Teil ihrer Rolle als Mitbestimmungsakteure. Im Rahmen des Projektes probieren wir Vorgehensweisen aus, wie sie dieses positive Naturbewusstsein auch in ihrer Rolle als Betriebs- bzw. Personalrat oder als Vertrauensmensch zum Ausdruck bringen können.
  • Es braucht mehr Dialog mit den Beschäftigten und Beteiligungsangebote. Nur so kann es gelingen, eine Unterstützung von relevanten Gruppen der Beschäftigten für diesen Transformationsprozess zu erreichen. Dies sind Meinungsmacher, die sich aktiv mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen und die Stimmung vor Ort beeinflussen. In den Workshops und Treffen bieten wir einen Raum, das Für und Wider der Transformation auszusprechen und sich untereinander auszutauschen. Oft stellt sich dann heraus, „wir sind nicht gegen diese Transformation, aber wir sind gegen die Art und Weise, wie sie durchgezogen wird“. Aber nur mit dem Know-how und den Erfahrungen der Beschäftigten kann die Herausforderung dieses fundamentalen Veränderungsprozesses gemeistert werden.

Konkrete Schritte in unseren Projektbetrieben sind beispielsweise

  • Entwicklung von Workshops für Vertrauensleute, Betriebs- und Personalräte zum Thema sozial-ökologischer Umbau in ihrem Unternehmen
  • Moderation von Strategie-Klausurtagungen mit Schwerpunkt sozial-ökologische Transformation
  • Beratung bei Konzepten zur Kommunikation und Beteiligung der Belegschaft, wie sie gerade Unternehmen und Betriebsrat bei VW in Salzgitter planen
  • Vernetzung von Engagierten für die sozial-ökologische Transformation innerhalb und außerhalb der Projektbetriebe sowie im Austausch lernen, was sich in anderen Betrieben bewährt hat
  • Weiterentwicklung der BR- bzw. PR-Arbeit (Bildung und Begleitung von Arbeitsgruppen, Entwicklung neuer Strukturen, Qualifizierung ihrer Mitglieder) zur Unterstützung der sozial-ökologischen Transformation
  • Umsetzung konkreter Schritte wie z. B. Unterstützung der Beschäftigten beim Umstieg vom Auto auf das Fahrrad für die Fahrt zur Arbeit durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens beim Radkauf
  • Diskussion und Erarbeitung neuer Rollenbilder von den Mitbestimmungsakteuren (BR, PR, AN-Vertreter im AR, VL, Gewerkschaften) im Umbau

Das Thema ist nicht leicht in den Betrieben zu bearbeiten. Corona, Chipmangel oder die Folgen des Ukraine-Krieges stehen oft im Vordergrund. Aber Klimawandel und Reduktion fossiler Energien werden uns in den nächsten Monaten noch stärker beschäftigen – es braucht neue Lösungswege.