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Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben

Mehr Zeitsouveränität nötig

Wie gut sich Job, Familie und private Interessen miteinander vereinbaren lassen, hängt insbesondere von den Arbeitsbedingungen ab. Die Beschäftigtenbefragung zum DGB-Index Gute Arbeit 2017 zeigt: Viele Arbeitnehmer stehen hier vor großen Herausforderungen.

Mit der repräsentativen Erhebung zum DGB-Index Gute Arbeit werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einmal im Jahr zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. 2017 fand die Befragung zum 11. Mal statt. Knapp 5.000 zufällig ausgewählte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gaben dabei Auskunft über ihre Arbeitssituation.

Der Themenschwerpunkt 2017 beschäftigt sich mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben. Das zentrale Ergebnis: Probleme mit der Vereinbarkeit sind eng mit den Arbeitsbedingungen verknüpft.

Das zeigt sich zum einen mit Blick auf die Belastungssituation: 41 Prozent der Beschäftigten fühlen sich nach der Arbeit zu erschöpft, um sich um private oder familiäre Angelegenheiten kümmern zu können. Besonders häufig berichten dies Beschäftigte aus dem Gastgewerbe (51 Prozent) sowie aus dem Gesundheitswesen (53 Prozent) und dem Sozialwesen (55 Prozent).

Zum anderen geht es um zeitliche Schwierigkeiten: 27 Prozent der Befragten haben Probleme, Arbeit und private Interessen zeitlich zu vereinbaren. Auch hier sind die Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen (35 Prozent) und dem Sozialwesen (34 Prozent) besonders stark betroffen. Gleiches gilt für den Verkehrssektor (35 Prozent).

Bei den Beschäftigten, die für die Betreuung und Erziehung von Kindern verantwortlich sind, zeigt sich ein traditionelles Geschlechterarrangement. Es sind überwiegend Frauen, die in Teilzeit arbeiten, um persönlichen oder familiären Verpflichtungen nachkommen zu können. 51 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und lediglich 8 Prozent der Arbeitnehmer arbeiten in Teilzeit mit weniger als 35 Stunden pro Woche. Als Hauptgrund für Teilzeitarbeit geben Frauen familiäre Verpflichtungen wie z.B. die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen an.

Diese traditionelle Arbeitsteilung ist eine wesentliche Ursache dafür, dass Frauen häufiger als Männer angeben, Arbeit und Privatleben nur schlecht miteinander vereinbaren zu können. Besonders stark betroffen sind vollzeitbeschäftigte Frauen, aber auch bei den Teilzeitbeschäftigten wird häufig von Schwierigkeiten mit der Vereinbarkeit berichtet.

Je schlechter die Arbeitsqualität, desto mehr Probleme mit der Vereinbarkeit

Welche Einzelfaktoren wirken sich besonders negativ auf die Vereinbarkeitssituation aus? Hier sind zum einen hohe psychische Belastungen zu nennen, zum anderen atypische Arbeitszeitlagen. Wenn Beschäftigte in ihrer Arbeit emotional belastet sind, sich Sorgen um den Arbeitsplatz machen oder sich bei der Arbeit häufig gehetzt fühlen, leidet das Privatleben. Stark negativ wirken sich zudem Nacht- und Wochenendarbeit sowie überlange Arbeitszeiten aus. Gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen sind eine wesentliche Voraussetzung für eine gute Vereinbarkeit.

Deutlich wird der Zusammenhang zwischen der Arbeitsqualität und der Vereinbarkeitssituation anhand der vier Qualitätsstufen des DGB-Index Gute Arbeit. Bei den Beschäftigten, die insgesamt betrachtet gute Arbeitsbedingungen aufweisen beträgt der Anteil mit Vereinbarkeitsproblemen 10 bzw. 8 Prozent (s. Abbildung).

Bei den Beschäftigten mit „Schlechter Arbeit“ beträgt der Anteil hingegen 73 bzw. 52 Prozent. Schlechte Arbeitsbedingungen mit hohen Belastungen, geringer Selbstbestimmung und unsozialen Arbeitszeitlagen verschärfen die Vereinbarungsschwierigkeiten deutlich.

Lockerung des Arbeitszeitgesetzes wäre kontraproduktiv

Die von den Arbeitgeberverbänden geforderte Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes durch die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit oder die Einschränkung der Ruhezeit ist vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse eindeutig kontraproduktiv. Im Gegenteil: planbare und verlässliche Arbeitszeiten sind die Basis für eine gute Vereinbarkeit. 55 Prozent aller Befragten gaben an, dass es ihre Vereinbarkeitssituation verbessern würde, wenn ihr Arbeitstag eine klare Begrenzung von maximal acht Stunden hätte.

Flexible Arbeitszeiten können dann zu einer Verbesserung der Vereinbarkeit beitragen, wenn die Flexibilität die Wünsche und Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigt. Das zeigt das Beispiel „Home Office“. Wer (auch) von zu Hause arbeitet, hat nicht automatisch weniger Vereinbarkeitsschwierigkeiten. Wenn im Home Office gearbeitet wird, weil der Betrieb dies vorschreibt, oder weil die Beschäftigten ansonsten die Arbeitsmenge nicht bewältigen können, leidet die Vereinbarkeit. Wenn Beschäftigte dagegen selbstbestimmt entscheiden können, von zu Hause zu arbeiten, lassen sich Arbeit und Privatleben auch besser unter einen Hut bekommen.

DGB-Index Gute Arbeit: Der Report 2017

Wie die Beschäftigten die Arbeitsbedingungen in Deutschland beurteilen.

Mit dem Themenschwerpunkt: Arbeit, Familie, private Interessen – wodurch die Vereinbarkeit behindert wird und wie sie zu fördern ist.

Der Report 2017 kann auch in Papierform bestellt werden.

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