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Betriebsvereinbarungen

Portraits: Qualifizierungs­strategien im digitalen Wandel

Vier Beispiele aus verschiedenen Betrieben veranschaulichen, wie Digitalisierung sozialpartnerschaftlich ausgestaltet und mit Qualifizierungsprojekten verknüpft werden kann.

Arbeitsplätze, Arbeitsaufgaben und Arbeitsprozesse unterliegen im digitalen Wandel einer deutlich spürbaren Veränderung. Um den Gefahren eines Arbeitsplatzverlustes zu begegnen, bedarf es einer passgenauen Qualifizierungsstrategie für die Belegschaft. Potenziale der Beschäftigten müssen erkannt, die Lernmotivation gestärkt und die Lernformen attraktiv gestaltet werden.

Die Portraits bieten praxisorientierte Beispiele und Hilfestellungen für den Umgang mit Qualifizierungsfragen im Transformationsprozess. Interviewpartnerinnen und -partner aus Betriebsratsgremien berichten anschaulich über ihre strategischen Ziele. Mit Bezug auf aktuelle Digitalisierungsprojekte wird die Umsetzung von Qualifizierungsmaßnahmen und die Wahrnehmung der Mitbestimmung erläutert.

Portraits

Unsere Portraits erzählen kompakt und informativ die Geschichte hinter einer Vereinbarung. Sie bieten Handlungs- und Orientierungswissen von Mitbestimmungsakteuren für Mitbestimmungsakteure. Hierzu kommen Betriebs- und Personalräte und ihre beratenden Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen zu Wort. Sie geben wertvolle Informationen, wie es zu der Vereinbarung kam und wie sie in der Praxis umgesetzt wird.

Qualifizierungsbedarfsermittlung im digitalen Wandel

Die Akzeptanz für notwendige Veränderungsprozesse steigt, je intensiver ein gemeinsamer, offener und ehrlicher Austausch über mögliche Folgen der Digitalisierung stattfindet. Workshops, Ausschüsse oder betriebliche Kommissionen bieten Möglichkeiten zur fach- und hierarchieübergreifenden Kommunikation. Wichtige Fragestellungen sollten beantwortet werden: Welche vorhandenen Qualifikationen werden zukünftig nicht mehr benötigt? Existieren Qualifikationen, die weitervermittelt werden müssen, da Beschäftigte aus dem Unternehmen ausscheiden? Welche neuen Qualifikationen sind erforderlich, um künftig erfolgreich am Markt bestehen zu können? Das Ergebnis der Diskussionen ermöglicht im Idealfall die Ableitung notwendiger Qualifizierungsbedarfe für die einzelnen Beschäftigtengruppen.

Digitale Qualifizierungsprojekte

Die Umsetzung von Qualifizierungsprojekten wird zur Herausforderung, wenn den Beschäftigten das Verständnis für moderne Produktionsprozesse und Strukturen fehlt. Daher müssen sich Transformation und Personalentwicklung strategisch ergänzen. Die Ausstattung der Belegschaft mit digitalen Arbeitsmitteln (z. B. Laptops) ist eine der Grundvoraussetzungen, um eine moderne Lern- und Arbeitsumgebung zu ermöglichen. Die praxisorientierte Darstellung von digitalen Produktionsprozessen zum „Anfassen“ und „Mitmachen“ weckt darüber hinaus Aufmerksamkeit und schafft Akzeptanz für anstehende Veränderungsprozesse. Die Kreativität der Beschäftigten ist nicht zu unterschätzen. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung innovativer Konzepte und neuer (Qualifizierungs-)Ideen. Hierfür bedarf es Freiheiten, um sich persönlich entfalten und eigenverantwortlich arbeiten zu können. In einigen Fällen erfordert es auch eine Abkehr von der hierarchischen Führungsstruktur sowie eine Anpassung bestehender Führungskulturen, um Beschäftigte im technologischen Wandel motivierend zu unterstützen, agile Teams zu begleiten, den digitalen Informationsaustausch zu gestalten und eine offene Fehlerkultur zu etablieren.

Folgen für die Mitbestimmung

Im Zeitalter der Digitalisierung verändern sich auch die Prozesse der Mitbestimmung. Die Geschwindigkeit für Entscheidungs- und Beteiligungsprozesse nimmt zu. Interessenvertretungen sind gefordert, ihre Qualifikationen kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen. Nur so ist eine qualifizierte Mitarbeit in Ausschüssen und Digitalisierungsprojekten möglich. Die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen erleichtert die Wahrnehmung von Beteiligungsrechten und lässt Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite auf Augenhöhe zu.

Digitale Qualifizierung ist gestaltbar

Unsere vier Portraits zeigen exemplarisch: Die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller betrieblichen Akteure im Transformationsprozess ist eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung des digitalen Wandels. Durch Betriebs- oder Dienstvereinbarungen lassen sich grundsätzliche Strukturen und Vorgehensweisen gemeinsam regeln. Die Agilität des Wandels erfordert aber insbesondere im Themenbereich der Qualifizierung einen ständigen Austausch der Betriebsparteien, um auf sozialpartnerschaftlicher Basis die bestehende Qualifizierungsstrategie zu prüfen und ggf. erforderliche neue Qualifizierungsprojekte sowie -maßnahmen abzuleiten. In autonomen und selbständig arbeitenden Digitalisierungsausschüssen diskutieren Akteure der Mitbestimmung die Auswirkungen der digitalen Transformation auf Beschäftigte. Speziell entwickelte Checklisten für die Einführung neuer Softwaresysteme und technischer Einrichtungen unterstützen die Analyse. Sie bieten Hilfestellung bei der Ableitung von passgenauen, praxisnahen Qualifizierungsmaßnahmen. Digitale Lernfabriken, praxisorientierte Pilotprojekte, Präsentationen und Mitmachaktionen an digitalen Stationen sind einzelne Beispiele für moderne Lernformen. Finanziert werden diese u. a. durch die von Interessenvertreterinnen und -vertretern initiierte Aktivierung von Fördergeldern aus Zukunftsfonds. Um gestalterisch tätig werden zu können, müssen auch die Mitglieder der Interessenvertretungen über den aktuellen Stand der technischen Entwicklungen informiert sein und entsprechende Qualifikationen erwerben. Einen Überblick der vorhandenen und notwendigen Qualifikationen im Gremium verschafft eine Qualifizierungsmatrix. Sie ermöglicht gleichzeitig die vorausschauende Qualifizierungsplanung für jedes einzelne Gremiumsmitglied. Eine attraktive Gestaltung des digitalen Wandels unter Einbeziehung möglichst aller Beschäftigter sowie die Bereitstellung erforderlicher finanzieller Mittel machen Qualifizierung erlebbar und interessant.

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