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Gender

Zu wenig Frauen im Aufsichtsrat

In jüngster Zeit sind mehr Frauen in die Kontrollgremien der Unternehmen eingezogen. Offen ist, ob der Trend anhält, wenn die gesetzliche Quote erfüllt ist.

Die Quote steigt, seit der Deutsche Corporate Governance Kodex um die Empfehlung erweitert wurde, Frauen im Vorstand und Aufsichtsrat angemessen zu beteiligen. | © Hans-Böckler-Stiftung

Frauen sind mit einem Anteil von 22 Prozent in den Aufsichtsräten börsennotierter deutscher Unternehmen weiter deutlich in der Minderheit. Immerhin hat sich dieser Anteil im Laufe eines Jahrzehnts aber gut verdoppelt, zeigt eine aktuelle Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung. Neben regulatorischen und gesetzgeberischen Maßnahmen, die auf eine stärkere Beteiligung von Frauen an der Unternehmensspitze zielen, wirkt auch die Arbeitnehmermitbestimmung als Schrittmacher: In mitbestimmten Aufsichtsräten ist der Frauenanteil rund zehn Prozentpunkte höher als bei Unternehmen ohne Mitbestimmung im Aufsichtsrat.

Ob sich damit ein echter Kulturwandel abzeichnet, ist laut Marion Weckes, Autorin der Studie und Wirtschaftsexpertin der Stiftung, aber fraglich. Ebenso gut sei es möglich, dass eine erneute Stagnation einsetze, sobald die gesetzliche Quote erfüllt ist.

Wie schnell und konsequent die seit Jahresanfang bindende Geschlechterquote umgesetzt werde, lässt sich nach Analyse der Ökonomin bislang noch nicht sagen: „Viele Hauptversammlungen, auf denen Neu- und Nachbesetzungen beschlossen werden, stehen noch aus.“ Zudem gelte die feste 30-Prozent-Quote laut Gesetz lediglich in Unternehmen, die gleichzeitig börsennotiert und paritätisch mitbestimmt sind. Ob die neue Gesetzeslage über diesen Kreis und das 30-Prozent-Quorum hinaus ausstrahle, sei offen. Dabei sei „eine geschlechtergerechte Besetzung der Führungspositionen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betont Weckes.

M. Weckes (2016): Beginnender Kulturwandel oder absehbare Stagnation bei 30 %?

Die Geschlechterverteilung im Aufsichtsrat der vier Leitindizes

Reihe: Mitbestimmungsförderung Report, Nr. 21.
Düsseldorf:  2016, ISSN: 2364-0413.
15 Seiten

Ansprechpartnerin: Marion Weckes

Schrittmacher Mitbestimmung

Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt nach Weckes' Analyse, dass Regulierungen zumindest gewisse Impulse setzen. 2005 betrug der Anteil der Aufsichtsrätinnen in den 160 in Dax, M-Dax, S-Dax und Tec-Dax gelisteten Unternehmen 10,2 Prozent. Dabei blieb es bis 2010, als der Deutsche Corporate Governance Kodex um die Empfehlung erweitert wurde, Frauen im Vorstand und Aufsichtsrat angemessen zu beteiligen. Während sich auf Vorstandsebene wenig tat, stieg die Zahl der Frauen in den Aufsichtsräten in der Folge kontinuierlich an. Ende 2015 hatten Frauen 368 von 1674 Mandaten inne.

Weitaus niedriger ist der Frauenanteil in Unternehmen, in denen die Anteilseigner alle Plätze im Aufsichtsrat besetzen: Dort lag er Ende 2015 lediglich bei 14 Prozent – statt 24 Prozent in den mitbestimmten Unternehmen.

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Wissen kompakt "Geschlechterquote"

14 Themenkarten

Seit 2016 gilt für paritätisch mitbestimmte, börsennotierte Unternehmen eine verpflichtende Quote von mindestens 30% Frauen bzw. Männern im Aufsichtsrat. Darüber hinaus müssen Unternehmen, die börsennotiert oder mitbestimmungspflichtig sind, Zielgrößen und Fristen festlegen. Unser Themenkartenstapel beantwortet die wichtigsten Fragen und was jetzt zu tun ist.

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